Ein altes Versprechen
Dies ist eine Geschichte, die ich zusammen mit meiner Frau erlebt habe. Aber das alte Versprechen… dass hatte meine Frau ihrem Vater gegeben…
Meine Frau hatte ihren Vater schon im Jahr 1994 verloren, als er verstarb. Ab und zu erzählte sie von ihm, aber nicht sehr viel, da es ja auch schon etliche Jahre her war. Nur soviel war klar – er war im ehemaligen Ostpreußen, nahe der kleinen Stadt Kolberg an der Ostsee geboren worden. Heute ist dies polnisches Gebiet und die Stadt heißt Kolobrecz. Es erinnerte auch nicht viel an ihren Vater, sie hatte keine Gegenstände von ihrem Vater mehr in ihrem Besitz, außer – und da stieß sie im Jahr 2014 drauf – ein kleines schwarz-weißes Foto, das ihren Vater als Kind zeigte. Er war, wie auf dem Foto zu sehen, eben in einer kleinen Gemeinde nahe Kolberg aufgewachsen. Auf einem Bauernhof.
Sie erinnerte sich daran, dass er ihr erzählt hatte, wie er als Kind gerne auf einem Pferd in der Gegend herum und zur nahen Ostsee geritten war. Als sie das Bild betrachtete, wurde sie auf einmal sehr melancholisch, da ihr Vater gerne noch einmal nach Polen in seinen alten Ort gereist wäre, aber es bis zu seinem Tod nicht geschafft hatte. Aus vielerlei Gründen, die in der Familie lagen und in der ehemaligen deutschen Trennung in Ost und West.
Jetzt war er schon seit vielen Jahren tot und er hatte es eben nicht mehr erleben können. Aber es gab etwas, was er seiner Tochter – meiner Frau – vermacht hatte. Unbewusst. Und das war der Wunsch, diesen Ort noch einmal zu besuchen. Bis Ende des Jahres 2014 wurde meine Frau immer unruhiger und fing immer mehr an, sich mit dem Bild zu beschäftigen und das ihr Vater dort nicht mehr hinfahren konnte. Ich schlug ihr vor, dass wir dorthin fahren sollten.
Und so organisierten wir uns eine Reise nach Kolberg mit dem Ziel, eben diesen kleinen Ort zu finden und möglichst genau den Baurnhof zu besuchen, auf dem ihr Vater aufgewachen war. Wenn er denn überhaupt noch existierte. Also fuhren wir im Mai 2015 nach Polen um ihren Wunsch, der eigentlich der Wunsch des Vaters war, umzusetzen.
So fuhren wir also los und kamen erstmal an die ehemalige Zonengrenze, wie die ehemalige Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten hieß. Was wir dabei fühlten, war überaus überraschend. Da wir beide sehr feinfühlig sind, konnten wir es auch entsprechend beide bemerken. Beim Überqueren den ehemaligen Grenzübergangs, der als solcher gar nicht mehr sichtbar war, wurde die „Energie“ beinahe schlagartig schlechter, also dunkler. Das war sehr erstaunlich. Als wir dann nach Berlin kamen, einfach weil der Weg dort vorbei führte, stieg die Energie wieder an, nur um hinter Berlin wieder abzufallen.
Es war, obwohl 25 Jahre nach der deutschen „Einheit“ immer noch ein deutlicher Unterschied in den Energien zu bemerken. Das hatte absolut nichts mit der Gegend zu tun. Vieles war neu entstanden und sah viel besser aus als im Ruhrgebiet, aus dem wir kommen. Aber die Energien waren doch erstaunlich „dunkel“. Nach einer Zeit kamen wir zum polnischen Grenzübergang und auch hier kamen wir aus dem Stauen nicht mehr raus. Die Energie war abermals komplett anders und das unmittelbar nach dem Grenzübergang. Ich empfand diese Energien persönlich als noch deutlich stärker belastend als in Ostdeutschland. Man konnte das polnische Drama der vielen Kriege und Eroberungen durch alle möglichen Armeen förmlich spüren. Ich wurde schlagartig müde.
Aber wir schafften es bis zu unserem gebuchten Hotel. In dem Hotel waren die Energien wieder anders und insgesamt etwas angenehmer. Aber wir wollten erst einmal ankommen.
Meine Frau hatte das alte schwarz-weiss Bild mitgenommen, auf dem noch einigermaßen gut ihr Vater und Familie zu sehen war. Auf der Rückseite konnte man noch einigermaßen ein Wort sehen: Alt-Werder. So schien der Ort wohl in der Vergangenheit geheißen zu haben. Am nächsten Tag gingen wir mit dem alten Foto zur Rezeption und erklärten, was wir eigentlich hier wollten. Die junge Frau nahm das Foto und konnte ersteinmal mit dem Namen auf der Rückseite nichts anfangen. Aber, es gab ja schon das Internet und Google.
Sie begann nachzuforschen und nach einer Weile konnte sie schließlich den polnischen Namen dieses Ortes identifizieren und uns mitteilen. Was für eine Freude. Er war gar nicht weit entfernt. Wir machten uns auf den Weg und mit einem Navi an Bord ging es dann auch einigermaßen. Trotzdem war es nicht so einfach mit dem Finden, denn der Ort war erst in den letzten Jahren ziemlich stark umgestaltet und verändert worden.
Mir kam die Idee, dass Anfang 1900 das meiste Geschehen eines kleineren Ortes immer in der Nähe der Kirche stattgefunden haben muss. Also hielten wir nach dieser alten Kirche Ausschau und fanden sie schließlich auch. Es war die einzige im Ort, obwohl der Ort selbst mittlerweile deutlich gewachsen war. Wir stiegen aus und wollten erst einmal in die Kirche selbst hinein, um weitere Hinweise auf den Ort oder den Bauernhof des Vaters zu finden. Aber die Kirche war geschlossen.
Auf dem Grundstück waren allerdings noch alte Gräber zu finden, viele davon in deutscher Sprache. Aber auch die brachten uns letztlich nicht weiter. Wir beschlossen, in dem Bereich rund um die Kirche nach weiteren Hinweisen zu diesem Bauernhof zu suchen. Als wir wieder zu unserem Auto zurück gingen, kam uns aus einer der nahegelegenen Häuser ein Mann mittleren Alters entgegen, der uns auf englisch ansprach. Glücklicherweise konnte ich genügend englisch, um mich mit ihm zu unterhalten. In polnisch wäre das bedeutend schwieriger gewesen.
Es war ein Seemann, der gerade auf Heimaturlaub war. Welch ein „Zufall“. Wir zeigtem ihm das Bild und erklärten ihm, was es damit auf sich hatte. Nach kurzer Zeit merkte er auf und erinnerte sich an einen alten Bauernhof ganz in der Nähe, der aber nun für einen Neubau abgerissen worden war. Aber er war sich sicher. Dort musste das Bild aufgenommen worden sein. Wir begleiteten ihn dorthin, und in der Tat war von dem Bauernhof selbst nichts mehr zu sehen.
Aber – auf dem alten Bild war im Vordergrund eine Mauer zu sehen, die den alten Bauernhof eingrenzte. Und davon stand tatsächlich noch der alte Eingangsbereich. Er war eindeutig zu erkennen. Wir hatten den Bauernhof ihres Vaters gefunden.
Wir unterhielten uns etwas weiter mit dem Seemann und der hatte schließlich die Idee, die neuen Besitzer zu fragen, ob wir das Grundstück wohl betreten dürften. Da er unsere Geschichte schon kannte, konnte er den sehr skeptischen Besitzern unseren Wunsch vermitteln und schließlich gestattenen sie uns den Zutritt. Als wir das Grundstück betraten, veränderten sich die Energien fundamental, vor allem für meine Frau, denn dass konnte ich mehr als deutlich spüren. Nach einer Zeit, in der wir auf dem Grundstück standen, und meine Frau das Bild betrachtete, gab ich ihr den Hinweis, sie möge doch bitte zu dem Rest der Mauer gehen, diese berühren und ihren Vater „mitnehmen“. Das tat sie dann auch.
Als sie dort ankam und die Mauer berührte, brachen alle Dämme. Das Gefühl, dass sie hatte, war extrem intensiv. Und selbst für mich, der dies nur „mitfühlte“ kam eine enorme Welle an Energie und Liebe an. Kurz darauf war es beendet. Die Last von Jahrzehnten war von ihr abgefallen, obwohl sie es ihrem Vater nie persönlich und verbal versprochen hatte. Innerlich aber schon. Und dieses Versprechen war eingelöst worden. Und wir bemerkten beide, dass ihr Vater energetisch dabei war und nun in Frieden „gehen“ konnte.
Als es vorüber war, finden die Glocken der kleinen Kirche an zu läuten. Es war genau 12 Uhr und es war Pfingsten !!
Wir hatten unser eigenes Pfingstwunder und ein absolut unvergessliches Erlebnis!